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18.03.2002; 17:19 Uhr
Pleitgen warnt vor digitaler Verschlüsselung von Satellitenprogrammen
"Werden von Rechteinhabern am Nasenring vorgeführt" - Politische Klärung gefordert

Der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen hat eindringlich vor der Verschlüsselung von digitalen Satellitenprogrammen gewarnt, die eine Beschränkung der Empfangbarkeit auf bestimmte Länder ermöglichen. Nach einer Meldung des Evangelischen Pressedienstes (epd) forderte Pleitgen am 13.3.2002 im Anschluss an die ARD-Intendantensitzung in München, das Problem müsse dringend politisch geklärt werden, sonst könne man das Fernsehen ohne Grenzen "beerdigen". Wie der epd weiter berichtet, beklagte der ARD-Vorsitzende, die Sender würden zur Zeit von den Rechteinhabern regelrecht "am Nasenring vorgeführt". Unter den Folgen der Verschlüsselung litten auch die Zuschauer. Pleitgen wies nach der Agenturmeldung auch darauf hin, dass bei einer nur verschlüsselten digitalen Ausstrahlung der Begegnungen der Fußball-WM in Deutschland 630.000 Haushalte die Spiele nicht würden mitverfolgen können. Das beeinträchtige die Rechte der Fernsehzuschauer und vertrage sich nicht mit dem Gedanken eines vereinten Europa. Den betroffenen Haushalten empfahl Pleitgen nach dem epd-Bericht dringend, ihre "analoge Empfangsfähigkeit" zu bewahren, also ihre herkömmlichen Fernsehgeräte vorerst zu behalten, die von der Verschlüsselung nicht betroffen sind.

Streit über die Verschlüsselung von über Satellit digital ausgestrahlter Fernsehprogramme ist vor allem im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2002 und 2006 entstanden. Die Kirch-Gruppe hatte die weltweiten Senderechte für die beiden Veranstaltungen bereits 1996 für 1,7 Milliarden Mark von der Weltfußballvereinigung (FIFA) erworben. Anschließend hatte das Münchener Medienunternehmen landesweite Senderechte an Fernsehsender in verschiedenen europäischen Mitgliedsstaaten weiterverkauft. In Spanien kam beispielsweise für 300 Millionen Mark exklusiv der Bezahlfernsehsender Via Digital zum Zug. In Deutschland bekamen nach über einjährigen Verhandlungen ARD und ZDF den Zuschlag für 25 Begegnungen der Fußball-WM 2002, für die sie der Kirch-Gruppe rund 250 Millionen Mark überweisen müssen. Zu Schwierigkeiten führte, dass ARD und ZDF die Spiele auch im Rahmen ihres digitalen Angebots ausstrahlen wollen, das über Satellit auch im europäischen Ausland, darunter auch in Spanien, empfangen werden kann. Via Digital, das eine Aushöhlung seiner Senderechte befürchtet, hatte deshalb verlangt, ARD und ZDF müssten durch eine Verschlüsselung sicherstellen, dass ihr Programm nur in Deutschland gesehen werden kann.

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