Musiktauschbörse Napster vor dem Aus
Drei Jahre nach seiner Gründung im Frühjahr 1999 steht die umstrittene Musiktauschbörse Napster vor dem Aus. Der Geschäftsführer des Unternehmens, der Deutsche Konrad Hilbers, trat am 14.5.2002 von seinem Amt zurück. Unmittelbar vorher waren Verhandlungen über die endgültige Übernahme der Musiktauschbörse durch den Medienkonzern Bertelsmann gescheitert. Auch der Gründer von Napster, der Jungunternehmer Shawn Fanning, legte daraufhin sein Amt nieder. Fanning war in der Geschäftsführung zuletzt für technische Fragen zuständig. Neue Geldgeber für den Umbau der Musiktauschbörse zu einem kostenpflichtigen Angebot sind nach Unternehmensangaben bisher noch nicht gefunden. Napster droht deshalb möglicherweise bald die Zahlungsunfähigkeit. Bereits im April 2002 hatte das ehemalige Vorzeigeunternehmen ein Drittel seiner Angestellten entlassen müssen. Der Bertelsmann-Konzern, der die Firma zum Herzstück seiner eigenen Internetstrategie machten wollte, zeigte sich enttäuscht über die Entwicklung.
Napster war im Mai 1999 von Fanning im kalifornischen Redwood City gegründet worden. Im Internetangebot des Unternehmens konnten Nutzer untereinander kostenlos Musikdateien im beliebten MP3-Format austauschen. Napster hatte innerhalb kurzer Zeit ungeheuren Erfolg. Vorübergehend nutzten nach Unternehmensangaben mehr als 60 Millionen Nutzer weltweit die Musiktauschbörse. Nach einer Klage der US-Musikindustrie wegen Urheberrechtsverletzungen musste das Internetangebot allerdings bereits im Juni 2000 wieder schließen. Im folgenden Jahr durfte Napster seinen Betrieb wieder aufnehmen, musste aber einen Großteil der angebotenen Musikdateien sperren und Filter einsetzen, um weitere Rechtsverletzungen zu verhindern. Bereits im Oktober 2000 hatte sich die Bertelsmann-Gruppe an dem Unternehmen beteiligt. Die Gütersloher hofften, die große Bekanntheit des Internangebots beim Aufbau eines kostenpflichtigen Musikdienstes nutzen zu können. Kredite von rund 85 Millionen US-Dollar und die Entsendung des erfahrenen Bertelsmann-Managers Hilbers waren aber letztlich erfolglos. Auch ein millionenschwerer außergerichtlicher Vergleich mit den Rechteinhabern im September 2001 brachte nicht den erhofften Durchbruch.
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