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24.05.2002; 12:01 Uhr
Wieder Streit um Politikerabbildung im "Stern"
Riester: Darstellung seiner Person "menschenverachtend und bösartig" - "Stern": "Wahlkampfnervosität"

Nur eine Woche nach dem Abdruck einer umstrittenen Abbildung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) durch den "Stern" wurden erneut Vorwürfe laut, die Zeitschrift nehme es mit den Persönlichkeitsrechten von Politikern nicht so genau. Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) warf dem Magazin am 23.5.2002 eine "menschenverachtende und bösartige Darstellung" seiner Person vor. Der "Stern" zeigt in seiner neuesten Ausgabe unter dem Titel "Der große Riester-Renten-Test" das Kabinettsmitglied unter anderem als Ertrinkenden. Zu sehen ist auch, wie der Minister auf einer Art elektronischem Stuhl mit Stromschlägen behandelt wird. Der Sprecher des Bundesarbeitsministeriums (BMA), Klaus Vater, kündigte an, die Abbildung "fordere zur Ausschöpfung aller Möglichkeiten heraus, die sich in unserem Rechtstaat bieten". Zum Vorwurf machte Vater dem "Stern" auch, dass sich der Bericht nicht mit der Tätigkeit Riesters, sondern mit dem Versagen von Banken und Versicherungen bei der Einführung der Riester-Rente befasse. Der "Stern" wies die Vorwürfe zurück. Der Chefredakteur des Blatts, Andreas Petzold, sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von "Wahlkampfnervosität". Die "Riester-Rente" sei untrennbar mit dem Namen des Bundesarbeitsministers verbunden. Die Illustration setze das auf satirische Art und Weise um.

In der vergangenen Woche hatte der "Stern" auf seinem Titelbild mit der Unterschrift "Die nackte Wahrheit - kann Schröder noch gewinnen" einen verdrossen dreinblickenden Bundeskanzler gezeigt, der nur mit einem rot-grünen Feigenblatt bekleidet war. Chefredakteur Thomas Osterkorn schrieb dazu in der Zeitschrift, zu der Zeichnung sei Illustrator Wieslaw Smetek durch das Märchen über "Des Kaisers neue Kleider" inspiriert worden. Die 1837 von dem Dichter Hans-Christian Andersen geschriebene Geschichte möge machen an Gerhard Schröder erinnern, der "mehr mit Brioni-Anzügen, Cobiha-Zigarren und Wetten-dass-Auftritten von sich reden machte als mit handfester Politik". In dem Heft wurde im Folgenden eine FORSA-Umfrage zitiert, nach der nur noch 29 Prozent der Bundesbürger mit der Politik der rot-grünen Regierungskoalition zufrieden sind. Der stellvertretende Regierungssprecher Bela Anda bezeichnete die Abbildung am 16.5.2002 als "Geschmacklosigkeit" und sprach von einer "Verrohung der Sitten". Anda forderte eine "breite Debatte" in der Gesellschaft, wie Verfassungsorgane in den Medien dargestellt würden. Der Regierungssprecher gab allerdings zu verstehen, dass Schröder auf rechtliche Schritte verzichten wolle.

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