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11.06.2002; 17:09 Uhr
Jedes dritte gewerblich genutzte Computerprogramm Raubkopie
Anders als in Österreich deutlicher Anstieg - Hersteller schätzen Schaden auf 762 Mio. Euro

Im Jahr 2001 war jedes dritte gewerblich genutzte Computerprogramm in Deutschland eine Raubkopie. Das teilte die Business Software Alliance Deutschland (BSA), ein Verband führender Unternehmen der Softwarebranche, am 10.6.2001 in München mit. Der Anteil rechtswidrig vervielfältigter Computerprogramme in deutschen Unternehmen sei damit gegenüber dem Jahr 2000 noch einmal um sechs Prozent gestiegen. Den durch Raubkopien in Deutschland entstandenen Schaden schätzt die BSA allein für das vergangene Jahr auf rund 762 Millionen Euro. Gegenüber 2000 entspreche das einem Anstieg von mehr als 17 Prozent. Die Bundesrepublik liege mit diesem Wert in Westeuropa auf dem "traurigen ersten Platz", beklagte der Verband. Als Ursache vermutet die BSA unter anderem die schwierige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. "Gerade in rezessiven Zeiten meinen Unternehmen, Kosten senken zu können, wenn sie illegale Software einsetzen", erklärte der Regionalmanager der BSA für Mitteleuropa, Georg Herrnleben. Er kündigte an, der Verband werde den Druck auf Softwarepiraten in Zukunft noch verstärken. Außerdem forderte er eine Anhebung der Strafen und Schadenersatzzahlungen für die Herstellung von Raubkopien nach dem Vorbild Österreichs. Dort sei die Piraterierate im vergangen Jahr im Gegensatz zu Deutschland rückläufig gewesen.

Die von der BSA vorgestellten Zahlen wurden von dem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut IPR ermittelt. Das Unternehmen führt für den Verband bereits seit dem Jahr 1994 entsprechende Untersuchungen durch. Nach den Schätzungen des IPR belief sich der weltweite Schaden durch Raubkopien im vergangenen Jahr auf 10,97 Milliarden US-Dollar. Mit rund 4,7 Milliarden US-Dollar entfiel fast die Hälfte davon auf Asien. An zweiter Stelle folgt mit Schäden von etwa 2,66 Milliarden US-Dollar Westeuropa, auf dem dritten Platz Nordamerika mit knapp 2 Milliarden US-Dollar. Die USA und Kanada sind andererseits die Region mit dem niedrigsten Piraterieanteil weltweit: Nur bei gut einem Viertel der dort gewerblich genutzte Computerprogramme handelt es sich um Raubkopien. Weltweit liegt der entsprechende Wert mit 40 Prozent deutlich höher. Besonders viel schwarzkopiert wird in Osteuropa und Asien. In Rumänien und Bulgarien lag die Rate bei 75 Prozent, in Russland und der Ukraine sogar bei 87 Prozent. Unangefochtene Spitzenreiter sind allerdings Staaten aus Fernost. Indonesien bringt es auf einen Raubkopieanteil von 88 Prozent, China sogar auf einen von 92 Prozent. Trauriges Schlusslicht bildet Vietnam: Das IPR schätzt den Anteil rechtswidrig vervielfältigter Software in der Volksrepublik auf stolze 94 Prozent.

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