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25.07.2002; 17:30 Uhr
Hersteller will Computerspiele nur noch auf DVD vertreiben
Grund: Schwerer zu kopieren als CD-ROMs

Der Computerspielhersteller Eidos will Computerspiele ab dem Jahr 2003 nicht mehr als CD-ROMs, sondern nur noch als DVDs auf den Markt bringen, um so die Anfertigung von Raubkopien zu erschweren. Das meldet die Zeitschrift "Chip" am 25.7.2002 in ihrem Internetangebot. Das Blatt schreibt unter Berufung auf den Marketingdirektor des Unternehmens, Lars Winkler, das Softwarehaus hoffe, auf diesem Weg das Problem rechtswidriger Vervielfältigungen "stark einzuschränken". Befürchtungen, damit die eigenen Absatzmöglichkeiten zu schmälern, hat Eidos offenbar nicht. Die "Chip" berichtet, das Unternehmen habe in einer Umfrage herausgefunden, dass bereits 80 Prozent der eigenen Kunden über ein DVD-Laufwerk verfügten. Mehrere Anfang des Jahres vertriebene Sammlerpakete, die ebenfalls auf DVD veröffentlicht worden seien, hätten nach Darstellung von Eidos "guten Absatz" gefunden.

Sollte das Unternehmen seine Pläne umsetzen, wäre damit im Katz-und-Maus-Spiel zwischen Herstellern und Softwarepiraten wohl zumindest eine Atempause gewonnen. Im Gegensatz zu CD-Brennern, die inzwischen für weniger als 50 Euro erhältlich sind, sind DVD-Brenner und DVD-Rohlinge nach wie vor verhältnismäßig teuer. Selbst günstige Geräte kosten um die 400 Euro, für DVD-Rohlinge werden pro Stück etwa 10 Euro fällig. Neu ist die Idee, durch ein Ausweichen auf DVDs Raubkopierern das Leben zu erschweren, allerdings nicht. Aus der US-Musikindustrie sind bereits seit längerem Pläne bekannt, neue Alben in Zukunft nur noch als DVD zu veröffentlichen. Auf Dauer wird ein Wechsel von der CD-ROM auf die DVD wohl aber nur dazu führen, dass eine neue Runde im technischen "Wettrüsten" zwischen Industrie und Verbrauchern eingeläutet wird. Ein Nutzer eines Diskussionsforums der "Chip" begrüßte die Eidos-Ankündigung in diesem Sinne mit der Bemerkung, die Entwicklung würde dazu führen, dass die Preise für DVD-Brenner endlich sinken würden.

Nach Angaben der von der Softwarebranche finanzieren Business Software Alliance Deutschland (BSA) war im Jahr 2001 jedes dritte gewerblich genutzte Computerprogramm in Deutschland eine Raubkopie. Der Anteil rechtswidrig vervielfältigter Computerprogramme in deutschen Unternehmen sei damit gegenüber dem Jahr 2000 noch einmal um sechs Prozent gestiegen. Den durch Raubkopien in Deutschland entstandenen Schaden schätzt die BSA allein für das vergangene Jahr auf rund 762 Millionen Euro. Gegenüber 2000 entspreche das einem Anstieg von mehr als 17 Prozent. Die Bundesrepublik liege mit diesem Wert in Westeuropa auf dem "traurigen ersten Platz", beklagte der Verband. Als Ursache vermutet die BSA unter anderem die schwierige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Der Verband kündigte an, den Druck auf Softwarepiraten in Zukunft verstärken zu wollen. Außerdem forderte er eine Anhebung der Strafen und Schadenersatzzahlungen für die Herstellung von Raubkopien nach dem Vorbild Österreichs. Dort sei die Piraterierate im vergangen Jahr im Gegensatz zu Deutschland rückläufig gewesen.

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[IUM/jz]

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