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14.08.2002; 17:56 Uhr
Deutscher Musikmarkt bricht weiter ein
Im ersten Halbjahr 2002 Rückgang um 10,2 Prozent - Absatz von Musik-DVDs boomt

Der deutsche Musikmarkt ist auch im ersten Halbjahr 2002 weiter eingebrochen. Nach Angaben des Bundesverbands der Phonographischen Wirtschaft Deutschlands (Bundesverband Phono) vom 14.8.2002 ging die Anzahl verkaufter Tonträger in den ersten sechs Monaten des Jahres um 11 auf 97,1 Millionen Stück zurück. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Rückgang von 10,2 Prozent. Im Jahr 2001 waren im ersten Halbjahr noch 108,1 Millionen Kassetten, Schallplatten, CDs und Musikvideos abgesetzt worden. Besonders stark ist der Umsatzrückgang im Geschäft mit CD-Singles. Dort ist ein Rückgang von 22,7 auf 16,7 Millionen Stück zu verzeichnen. Die Verkaufszahlen sind damit mit 26,4 Prozent um mehr als ein Viertel gefallen. Der Bundesverband Phono machte für die Geschäftsentwicklung erneut das "massenhafte Kopieren von Musik" verantwortlich. Der Verband räumte allerdings ein, dass außerdem möglicherweise auch die schlechte Wirtschaftslage und das zurückhaltende Kaufverhalten der Verbraucher bei dem Markteinbruch eine Rolle gespielt haben könnten. Ein Hoffnungsschimmer für die Musikindustrie sind allein die erheblich gestiegenen Absatzzahlen von Musik-DVDs. Von den silbernen Scheiben, die sich auch im Videogeschäft immer mehr durchsetzen, gingen im ersten Halbjahr 2002 knapp eine Million Stück über die Ladentische. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um 225 Prozent. Der Bundesverband Phono meinte allerdings, dass sich durch den Erfolg der DVD für die Musikindustrie allenfalls mittelfristig positive Perspektiven ergäben.

Das Geschäft mit Tonträgern war bereits in der ersten Jahreshälfte 2001 im Vergleich zum Vorjahr um fast elf Prozent zurückgegangen. Auch damals betraf der Umsatzrückgang vor allem CD-Alben und CD-Singles, auf die fast 90 Prozent aller verkaufter Tonträger entfallen. Bei CD-Alben war damals ein Absatzrückgang von 13,3 Prozent zu verzeichnen, die Anzahl verkaufter CD-Singles ging um 13,2 Prozent zurück. Die Musikbranche hat für die Umsatzeinbußen von Anfang an die erhebliche Zunahme des Brennens von Musik-CDs und das Herunterladen von Liedern aus dem Internet verantwortlich gemacht. Weil CD-Brenner und Rohlinge inzwischen günstig erhältlich seien, gäben die Verbraucher ihr Geld für andere Zwecke als für CD-Käufe aus. Die Musikindustrie beruft sich in diesem Zusammenhang auf eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom April 2001, nachdem sich die Anzahl selbstgebrannter Musik-CDs in Deutschland seit 1999 mehr als verdoppelt hat. Allein im Zeitraum von April 2000 bis März 2001 seien in deutschen Haushalten etwa 133 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt worden. Der Zusammenhang zwischen Käuferzurückhaltung und dem "Brennen" von Musik-CDs ist allerdings nicht unumstritten. Das Institut für Demoskopie Allensbach und das US-amerikanische Unternehmensberatung Forrester Research sind unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen, dass das Herunterladen von Musik aus dem Internet für die Plattenindustrie weniger eine Gefahr als eine Chance darstellt. Auch der damalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Middelhoff, gestand Mitte Juni 2002 ein, Grund für die Umsatzeinbrüche im Tonträgergeschäft seien nicht Musiktauschbörsen oder die zunehmende Beliebtheit selbstgebrannter Musik-CDs, sondern vor allem das Versagen der Musikindustrie.

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