"Einstieg der WAZ bei Springer gefährdet Meinungsvielfalt"
Die geplante 40prozentige Beteiligung der WAZ-Gruppe am Springer-Verlag gefährdet die Meinungsvielfalt in Deutschland. Dieser Auffassung ist jedenfalls der Dresdener Medienforscher Wolfgang Donsbach. In einem Gespräch mit der bei Springer erscheinenden "BILD-Zeitung" wies der 52jährige Professor am 27.8.2002 darauf hin, die SPD habe über ihre zahlreichen Beteiligungen an 19 Zeitungen in acht Bundesländern bereits jetzt eine "enorme Meinungsmacht" in der Bundesrepublik. Mit Blick auf den "ausgewiesenen SPD-Kurs" der WAZ-Gruppe sei die Beteiligung am Springer-Verlag es "äußerst bedenklich". Was die WAZ unter der Führung des ehemaligen Kanzleramtschefs Bodo Hombach (SPD) plane, komme dem Medienreich Silvio Berlusconis in Italien "bedrohlich nahe", warnte Donsbach. Der Medienforscher schränkte allerdings ein, der beabsichtigte Einstieg bei Springer sei vermutlich nicht politisch motiviert. Der WAZ-Gruppe gehe es vermutlich um "mehr Profit". Es wäre auch "hochriskant", etwa die "BILD-Zeitung" auf Regierungskurs zwingen zu wollen, meinte der Professor. Bedenken gegen die Pläne der WAZ meldete am gleichen Tag auch der Kartellrechtler Ernst-Joachim Mestmäcker an. Springer habe mit der "Bild-Zeitung" ganz klar eine marktbeherrschend Stellung, meinte der Hamburger Professor gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das gleiche gelte regional auch für die WAZ-Gruppe. Er gehe deshalb davon aus, dass das Bundeskartellamt einen Einstieg der WAZ bei Springer nicht genehmigen würde.
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