mobiles Menü Institut für Urheber- und Medienrecht
24.09.2002; 18:48 Uhr
Musikindustrie empört über Zusammenarbeit von Internetprovider mit Musiktauschbörse
IFPI warnt vor Gefährdung rechtmäßiger Angebote

Mit Empörung hat die Musikindustrie auf die geplante Zusammenarbeit der Musiktauschbörse Kazaa mit dem italienischen Internetprovider Tiscali reagiert. Der Vorsitzende der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI), Jay Berman, zeigte sich am 24.9.2002 "schockiert" über entsprechende Berichte der New York Times vom Vortag. Von einer Förderung des Aufbaus rechtmäßiger Angebote im Internet durch die Zusammenarbeit könne keine Rede sein, erklärte Berman in London. Tiscalis Behauptung, die Kooperation sei ein wichtiger Schritt bei der Schaffung eines legalen Marktes, sei "völliger Nonsens" ("absolute nonsense"), entrüstete sich Berman. Richtig sei das Gegenteil. Der "Bonus", den Tiscali Sherman Networks als Betreiber von Kazaa versprochen habe, gehe auf Kosten der gesamten Verwertungskette in der Musikwirtschaft. Berman verwies auf den laufenden Rechtsstreit der US-Musikindustrie mit Kazaa. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Gerichte bestätigen würden, dass es sich bei der Tauschbörse um ein "Piratengeschäft" ("pirate business") handele, meinte der IFPI-Vorsitzende.

Die New York Times hatte bereits am 23.9.2002 gemeldet, dass Sherman Networks eine Zusammenarbeit mit Tiscali plane. Im Rahmen der beabsichtigten Kooperation solle Kazaa bei seinen mehreren Millionen europäischer Kunden die Breitband-Internetzugänge des italienischen Providers bewerben. Im Gegenzug solle Tiscali an Sherman Networks für jeden neugewonnenen Kunden einen "Bonus" ("bounty") zahlen. Das italienische Unternehmen ist in 15 Ländern tätig und hat schon jetzt rund sieben Millionen Kunden, darunter allerdings erst etwa 100.000 mit Breitbandzugängen. Das sich die Zusammenarbeit für Tiscali lohnen könnte, legt eine aktuelle Studie des US-Handelsministeriums nahe, von der das Wall Street Journal (WSJ) vor kurzem berichtete. Nach der Untersuchung des "Office of Technology Policy" der Behörde habe die mittlerweile geschlossene Musiktauschbörse Napster die Verbreitung von Breitband-Internetzugängen in den USA enorm gefördert. Die neugegründeten Musikangebote der Plattenindustrie hätten dagegen bisher keinen vergleichbaren fördernden Effekt, zitierte das WSJ aus dem Bericht.

Dokumente:

Institutionen:

[IUM/jz]

Permanenter Link zu dieser News Nr. 847:

https://www.urheberrecht.org/news/847/


Zurück zur Liste


Der kostenlose Service unserer Online-Redaktion.

Das IUM dokumentiert die politischen und rechtlichen Entwicklungen aus dem Bereich des Urheber- und Medienrechts und gibt einen tagesaktuellen Newsletter heraus. Dieser informiert über neue Gerichtsentscheidungen und laufende Gesetzgebungsverfahren und ist dabei dem Gebot strikter Neutralität verpflichtet. Fördermitglieder erhalten den Newsletter vorab per E-Mail. Sein Inhalt wird hier dokumentiert.

Hier können Sie sich für den IUM Newsletter anmelden!

Gerne schicken wir Ihnen auch alle aktuellen Informationen per Mail.