Kritik an Plänen von "Neun Live" für Arbeitsvermittlungs-Show
Die Pläne des Privatsenders Neun Live für eine neuartige Arbeitsvermittlungs-Show sind auf Kritik gestoßen. Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) kritisierte die geplante Sendung als "unmoralisch". Er könne nicht glauben, "dass ein Programmmacher so etwas veranstalten will", meinte das Kabinettsmitglied am 26.9.2002 gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Riester wandte sich entschieden gegen "öffentliche Wettkämpfe zwischen Arbeitslosen" und warnte, Arbeitslosigkeit dürfe "kein Quoten-Hascher" sein. Deutlichere Worte fand der Sozialverband VdK. "Wer Arbeitslose zu Schauzwecken missbraucht, spielt auf schamlose und menschenverachtende Weise mit den Ängsten und Hoffnungen von Menschen", erklärte Verbandspräsident Walter Hirrlinger am gleichen Tag in Berlin. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußerte sich kritisch. Arbeitslosenvermittlung gehöre in keine Fernsehshow, meinte DGB-Sprecherin Marion Knappe am 25.9.2002 in der Bild-Zeitung.
Die Geschäftsführerin von Neun Live, Christiane zu Salm, hatte am 24.9.2002 in der Financial Times Deutschland (FTD) Pläne für ein neues Format angekündigt. Danach sollten Fernsehzuschauer durch gebührenpflichtige Telefonanrufe entscheiden, welcher Kandidat aus einer Gruppe von Arbeitslosen einen neuen Job bekomme. Bisher lockt der Sender, der sich hauptsächlich über die Telefongebühren anrufender Zuschauer trägt, sein Publikum vor allem mit Gewinnspielen. "Aber es muss ja auch noch andere Gründe geben, warum Leute bei einem Fernsehsender anrufen wollen, außer, dass sie gerade mal 100 Euro gewinnen können", meinte zu Salm gegenüber der FTD. Außer der neuartigen Arbeitsvermittlung denkt Neun Live nach Angaben der 35jährigen auch darüber nach, eine Art interaktive Politiksendung ins Programm zu nehmen. Dort soll den Zuschauern das Gefühl vermittelt werden, durch einen kostenpflichtigen Anruf beim Sender politisch "irgendetwas zu verhindern", überlegte zu Salm gegenüber der Zeitung.
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