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15.11.2011; 17:11 Uhr
Filehoster klagt gegen Löschungsverlangen ohne vorige Prüfung der Ansprüche
Warner benutzt automatisiertes »Anti-Piraterie-Tool« - Nachträgliche Kontrolle sei zu aufwändig

Der Medienkonzern Warner Bros. setzt zur Überprüfung des P2P-Netzwerks von Hotfile eine Software ein, um seine Inhalte ausfindig zu machen. Das automatisierte »Anti-Piraterie-Tool« hatte Hotfile selber zur Verfügung gestellt. Eine inhaltliche Überprüfung erfolgt dabei seitens Warner aber nicht. So kann es zu Löschungsaufforderungen bereits kommen, wenn es eine teilweise begriffliche Übereinstimmung zwischen Schutztitel und angeblichem rechtsverletzenden Titel gibt. In der Folge wurde der Netzspeicheranbieter Hotfile dazu aufgefordert, Dateien zu löschen, an denen Warner keine Rechte hat: Warner besitzt das Urheberrecht am Film »The Box«, forderte aber auch zur Löschung von Dateien auf, die lediglich den Begriff »the box« in ihrem Titel hatten, z.B. die BBC-Produktion »The Box That Saved Britain«. 

Der Konzern wendete nach Berichten von Heise Online nun vor einem Gericht in Florida ein, eine manuelle Kontrolle der Dateien sei aufgrund der großen Menge nicht möglich. Hotfile hat wegen der unberechtigten Löschungsaufforderungen Widerklage im von der Motion Picture Association gegen den Filehoster betriebenen Copyright-Verfahren erhoben. Der Netzspeicherbetreiber will erreichen, dass Warner vermeintlich zu beanstandende Dateien probeweise herunterlädt und kontrolliert. Außerdem fordert Hotfile eine Entschädigung für das verloren gegangene Kundenvertrauen. Löschungsaufforderungen müssen in den USA mit dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) im Einklang stehen, der verlangt, dass der Antragssteller in gutem Glauben handelt. Wann das Urteil ergehen wird, ist noch nicht bekannt.

Nach dem EMI-Verkauf an Sony und Universal Music muss Warner auch im Musikmarkt um seine Position kämpfen. Die Warner Music Group (WMG) musste bereits in der Vergangenheit im Wettbieten um EMI eine Niederlage hinnehmen und wurde dann selbst verkauft. Das Tonträgergeschäft der britischen Major-Labels EMI übernimmt das zu dem französischen Vivendi Konzern gehörende Major-Label Universal Music für 1,2 Milliarden Pfund, das Verlagsgeschäft mit den Rechten an rund 1,3 Millionen Songs geht für 2,2 Milliarden US-Dollar an den Musikverlag Sony/ATV.

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