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10.07.2002; 17:09 Uhr
Bewährungsstrafe für bisher größten Fall von Musikpiraterie in Westeuropa
Betreiber eines illegalen Bonner CD-Presswerks verurteilt - 15 Millionen Euro Schaden

Mit der Verurteilung des Hauptverantwortlichen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung und zur Zahlung einer Geldstrafe von 10.000 Euro ist in Nordrhein-Westfalen der bisher größte Fall von Musikpiraterie in Westeuropa zu Ende gegangen. Das teilte der Bundesverband der Phonographischen Industrie Deutschlands (Bundesverband Phono) am 10.7.2002 in Hamburg mit. Der geständige Täter war im September 2001 von der Polizei bei der Aushebung eines illegalen CD-Presswerks im Raum Köln/Bonn festgenommen worden. Die Ermittler griffen überraschend zu, die Maschinen des Werks liefen noch, als die Polizei die Räume des Unternehmens durchsuchte. Die Beamten konnten bei der Aktion Raubkopien im Wert von etwa 15 Millionen Euro sicherstellen, darunter CDs so bekannter Künstler wie Madonna und Rammstein. In dem Presswerk hergestellte Tonträger waren in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien vertrieben worden. Der Bundesverband Phono begrüßte den schnellen Abschluss des Verfahrens. Sie zeige, dass Musikpiraterie kein Kavaliersdelikt sei.

Nach Schätzungen der Musikindustrie sind weltweit zwei von fünf gewerblich vertriebenen Tonträgern gefälscht. Das geht aus dem "Music Piracy Report 2002" hervor, den die Internation Federation of the Phonographic Industry (IFPI) am 11.6.2002 in Washington vorlegte. Nach dem Branchenverband wurden 2001 mit 1,9 Milliarden Stück weltweit knapp sechs Prozent mehr Raubkopien abgesetzt als im Jahr 2000. Mit 950 Millionen Stück entfielt der größte Anteil davon auf gefälschte Musik-CDs, von denen fast die Hälfte in Kleinserien auf CD-Brennern hergestellt wurden. Die Zahl dieser "selbstgebrannten" Musik-CDs hat sich nach Angaben der IFPI binnen Jahresfrist verdreifacht. Die knapp 100 Millionen illegalen Musik-CDs, die 2001 auf Betreiben der Musikindustrie weltweit beschlagnahmt wurden, wirken dagegen wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Nach Darstellung des Verbands wurden im vergangenen Jahr in 25 Ländern mehr Raubkopien als rechtmäßige Tonträger verkauft. Spitzenreiter sind unter anderem China mit einem Anteil von 90 Prozent und Indonesien mit 85 Prozent. Der Vorsitzende der IFPI, Jay Berman, erklärte bei Vorstellung der Zahlen, Musikpiraterie werde gelegentlich fälschlicherweise als "Verbrechen ohne Opfer" bezeichnet. Das sei aber falsch. Die wirtschaftlichen Schäden durch Piraterie seien "enorm" und durch alle Glieder der Verwertungskette hindurch zu spüren.

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