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16.11.2001; 16:34 Uhr
Deutsche Amazon-Tochter nimmt E-Books ins Angebot
Mehr als 1000 Titel für Adobes "eBook Reader" erhältlich - Erstmals Bücher exklusiv im Netz

Das deutsche Tochterunternehmen des US-Internetbuchhändlers Amazon nimmt elektronische Bücher ("E-Books") ins Angebot. Unter der Internetadresse amazon.de sind ab sofort mehr als 1000 Titel als E-Books erhältlich, neben Romanen auch zahlreiche Sach- und Fachbücher. Angeboten wird auch das erste deutsche E-Book für Kinder, dass im Ravensburger Verlag erschienen ist. Betrachtet werden können die elektronischen Bücher mit Adobes "eBook Reader", der im Internet kostenlos heruntergeladen werden kann. Erhältlich sind bei dem nach eigenen Angaben führenden deutschen Internetbuchhändler erstmals auch Bücher, die ausschließlich als E-Books vertrieben werden und nicht in gedruckter Form verkauft werden. Möglich wird dieses Angebot durch eine Zusammenarbeit mit dem Haufe Verlag, der Ratgeber zum Thema "Selbstmanagement", "Rhetorik" und "Arbeitszeugnisse" verlegt. Nach den USA und Großbritannien ist Deutschland damit das dritte Land, in dem Amazon elektronische Bücher ins Sortiment genommen hat. Der Internetbüchhändler zieht dadurch mit seinem Bertelsmann-Konkurrenten BOL gleich, der E-Books bereits seit einiger Zeit vertreibt. Den nächsten E-Book-Shop will Amazon schon im Dezember 2001 in Japan eröffnen.

E-Books werden bei Amazon Deutschland nicht in einem eigenen Bereich, sondern gemeinsam mit herkömmlichen Büchern angeboten. Der Internetbuchhändler geht damit einen anderen Weg als sein Mitbewerber BOL, der einen eigenen, über sein Internetangebot erreichbaren "eBook Store" unterhält. Wie bei den Bertelsmann-Kollegen können elektronische Bücher aber auch bei Amazon nur per Kreditkarte bezahlt werden. Andere beim Kauf herkömmlicher Bücher mögliche Zahlungsformen, etwa Kontoeinzug oder Vorauszahlung per Verrechnungsscheck, sind nicht zugelassen. Die "Lieferung" der E-Books erfolgt über Internet, die einzelnen Titel können nach dem Bezahlen direkt auf den eigenen Rechner heruntergeladen und anschließend in der Regel auch auf tragbare elektronische Lesegeräte ("E-Book Reader") überspielt werden. Für den Verbraucher haben E-Books im Vergleich zu gedruckten Büchern allerdings auch eine Reihe von Nachteilen. Ob einzelne Titel auf Papier ausgedruckt werden können oder nicht, ist Sache der Verlage, die dies in der Regel durch entsprechende Dateieinstellungen unterbinden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Büchern können E-Books auch nicht ohne weiteres verliehen oder weiterverkauft werden. Die heruntergeladenen Dateien sind in der Mehrzahl der Fälle nur auf dem Rechner des Käufers lauffähig.

Entgegen den hoch gesteckten Erwartungen der Verlage haben E-Books bisher nur bescheidene Marktanteile erobert. Grund war in der Vergangenheit vor allem die geringe Zahl erhältlicher Titel und eine verwirrende Vielzahl verschiedener Dateiformate. Inzwischen hat der E-Book-Markt diese beiden Hürden weitgehend genommen. Mittlerweile sind weltweit etwa 7000 Titel in elektronischer Form erhältlich, darunter auch etwa 500 elektronische Bücher von rund 50 deutschen Verlagen. Beim US-amerikanischen Mutterunternehmen von Amazon können Kunden zwischenzeitlich aus fast 4000 E-Books aus allen Bereichen auswählen. Auch bei den Dateiformaten für elektronische Bücher ist auf dem Markt einiges in Bewegung geraten. Inzwischen setzen fast alle E-Book-Händler auf zwei bekannte Formate, nämlich auf Adobes "eBook Reader" beziehungsweise Microsofts "Reader". Einige Internetbuchhändler sind auch dazu übergegangen, Titel für beide Programme anzubieten. Sorgen machen der E-Book-Branche allerdings immer noch die geringen Umsätze und das nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöste Problem von Raubkopien. Erst Ende August 2001 verunsicherten Berichte die Verleger, das Verschlüsselungsverfahren und damit der Kopierschutz von Microsofts "Reader" sei geknackt worden. Große Aufmerksamkeit hatte auch der Fall des russischen Programmierers Dmitry Sklyarov verursacht, der Mitte Juli 2001 nach einem Vortrag über Möglichkeiten zur Entschlüsselung von Adobes "eBook"-Format in Las Vegas von der US-Bundespolizei FBI festgenommen worden war.

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