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31.08.2009; 15:59 Uhr
Staatsanwaltschaft Hamburg leitet Vorermittlungsverfahren wegen »Drehbuchaffäre« beim NDR ein
Anwalt der suspendierten Fernsehfilm-Chefin: »Kein Betrug, bestenfalls Vertrauensbruch«

Nachdem die zuständige Leiterin für Fernsehfilme des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Doris J. Heinze, in der vergangenen Woche mit sofortiger Wirkung suspendiert worden war, beschäftigt sich nun auch die Staatsanwaltschaft Hamburg mit dem Fall. Recherchen der »Süddeutschen Zeitung« hatten ergeben, dass Heinze mindestens vier Drehbücher ihres Mannes, der diese unter seinem Pseudonym Niklas Becker geschriebenen hatte, ohne Hinweis auf die Identität des Autors verfilmen gelassen hatte, obwohl Mitarbeitern des NDR eine Auftragsvergabe an Angehörige nicht erlaubt ist. Wie »Spiegel Online« meldet, habe die Staatsanwaltschaft nun ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet; förmliche Ermittlungen würden jedoch noch nicht geführt, wie der zuständige Oberstaatsanwalt Wilhem Möllers vom Nachrichtenportal zitiert wird.

In seiner Kritik an der Vergabepraxis Heinzes bezeichnete der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) die NDR-Fernsehfilmchefin, die insgesamt 18 Jahre u.a. für Produktionen wie »Tatort« oder »Polizeiruf 110« zuständig war, als »mächtige Institution«, mit der man es sich niemand habe »verscherzen wollen«.

Der Anwalt Heinzes wies im Zusammenhang mit der Verfilmung der Drehbücher ihres Mannes Betrugsverwürfe zurück, da dem NDR kein materieller Schaden entstanden sei. Vielmehr handle es sich »bestenfalls um einen Vertrauensbruch«. Für die vier bekannt gewordenen Fälle in der »Drehbuchaffäre« seien marktübliche Preise für gute Filme gezahlt worden, so der Anwalt.

Unterdessen gab der NDR bekannt, es gebe nun auch konkrete Anhaltspunkte dafür, dass Heinze selbst zwei Drehbücher und ein Treatment geschrieben habe, was dem Sender bisher nicht bekannt war. In diesen Fällen sei dem NDR möglicherweise doch ein materieller Schaden entstanden, da die Honorare andernfalls niedriger gewesen wären, so der Sender in einer Pressemitteilung. Überrascht zeigte man sich beim NDR auch über die Anhaltspunkte, die der VDD nach Aussage seines Vorstandsmitglieds Pim Richter schon seit drei Jahren gehabt habe. NDR-Pressesprecher Martin Gartzke kritisierte, dass der Verband trotz dieser Hinweise untätig gewesen sei.

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