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08.10.2012; 21:32 Uhr
Microsoft stellt ungerechtfertigte DMCA-Anfragen an Google
Automatisiertes Verfahren hat zu Löschanfragen von »Wikipedia«- und »BBC«-Seiten geführt

Einem Bericht der »BBC« zufolge hat Microsoft dem Suchmaschinenbetreiber Google fälschlicherweise zahlreiche Anfragen nach dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA) gestellt, wonach Google die Adressen bestimmter Webseiten aus dem Index löschen soll. Betroffen waren hier unter anderem Seiten der »BBC«, von »Wikipedia«, »CNN« und der US-Regierung. Die Anfragen beruhen auf einem automatisierten Verfahren, das Webseiten identifizieren soll, auf denen Windows-Beta-8 unautorisiert verbreitet wird. Wie in einem Blog auf »TorrentFreak« berichtet wird, wurden Anfragen hinsichtlich von 65 Webseiten versendet. Allerdings hatten fast die Hälfte der URLs, die Google aus seinem Index löschen sollte, nichts mit der zu schützenden Software zu tun. »TorrentFreak« geht davon aus, dass die Zahl »45« Auslöser der fehlerhaften Anfragen war, da alle 65 Webseiten die Zahl entweder in ihrem Titel oder Inhalt aufweisen. Es handelt sich hierbei nicht um die ersten fälschlicherweise verschickten Löschanfragen. Google hat allerdings bereits einige Seiten, wie die der »BBC« und von »Wikipedia« auf eine »Freigabeliste« gesetzt, so dass diese bei Anfragen nicht direkt gelöscht werden. Andere Seiten wie die der »AMC Theatres« wurden allerdings aus dem Index gelöscht und sind aktuell noch nicht über die Google-Suche auffindbar.

Copyright-Inhaber sind nach dem DMCA berechtigt, Suchmaschinenbetreiber aufzufordern, bestimmte Webseiten aus ihrem Index zu löschen, wenn sie ihre Rechte durch diese Seite verletzt sehen. Die Liste mit den betroffenen Webseiten wurde von »Chilling Effects Clearinghouse« veröffentlicht. Auf dieser Seite werden unter anderem rechtliche Beschwerden im Zusammenhang mit Internetaktivitäten protokolliert. Verschiedene Rechtsschulen amerikanischer Universitäten wie Stanford und Harvard sowie die Electronic Frontier Foundation haben sich hierbei zusammengeschlossen, um die widerstreitenden Interessen im Internet zu erforschen. Die Fehlanfragen von Microsoft sind laut »TorrentFreak« kein Einzelfall. In dem zitierten Blog wird bemängelt, dass Microsoft und andere Rechtsinhaber große Teile des Internets häufig völlig ungerechtfertigt »zensieren« ohne hierfür zur Verantwortung gezogen zu werden.

Dokumente:

[IUM/kr]

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