mobiles Menü Institut für Urheber- und Medienrecht
12.01.2011; 12:39 Uhr
»Digitaler Radiergummi«: Software zum Management von Bildrechten
Bundesverbraucherschutzministerin Aigner für Verfallsdatum von Bildern im Internet

Die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner möchte ein Verfallsdatum für Bilder im Internet einführen. Auf einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) stellte der Informationssicherheit- und Kryptografie-Professor Michael Backes eine Software names »X-Pire« vor, die als »digitaler Radiergummi« im Internet den Nutzern eine Verwaltung von Bildrechten ermöglichen soll. Die mit »X-Pire« codierten Bilder kann nur ansehen, wer den Browser »Firefox« benutzt und das Programm als Plug-in heruntergeladen hat. »X-Pire« besorgt sich die entsprechenden Schlüssel von einem »vertrauenswürdigen Server«.

Nach Angaben von Backes kann zwar nicht verhindert werden, dass Bilder entschlüsselt und dann ohne Schlüssel weiter verbreitet werden. Zurzeit sei die Verschlüsselung jedoch der sicherste Schutz. Das Programm kann momentan nur auf Bilder angewendet werden und soll in Zukunft auch für alle anderen Dateien gelten. Eine Verschlüsselungs-Flatrate kostet 10 Euro monatlich, was bis zu 30 Einzelcodierungen entspricht.

Die Initiative, die zuerst von Innenminister de Maizière im Rahmen seiner Eckpunkte für eine deutsche Netzpolitik im Juni 2010 vorgeschlagen wurde (vgl. Meldung vom 23. Juni 2010), stößt auf Kritik. Theoretisch sei die Idee gut, praktisch aber nicht umsetzbar, weil der ungenehmigte Dateienumlauf letztlich nicht wirksam bekämpft werden könne. Laut »Spiegel Online« wird das ewige Gedächtnis des Netzes »Streisand-Effekt« genannt, nach der Schauspielerin und Sängerin Barbra Streisand, deren kalifornisches Anwesen gegen ihren Willen seit Jahren im Netz betrachtet werden kann. »Spiegel Online« und »netzpolitik« bemängeln, dass den Nutzern anderer Browser als des »Firefox« von Mozilla der Zugriff auf die verschlüsselten Bildern verwehrt bleibt. Neben diesem »Monopol« wird die Verschlüsselung als unsicher kritisiert. Wenn der »X-Pire«-Server abstürzt wären alle verschlüsselten Bilder unzugänglich. Zudem wäre ein nationaler Alleingang nicht ausreichend, um den Gefahren des Internet zu begegnen.

(Update 23. Februar 2011) Um die Wirkungslosigkeit von »X-Pire« zu belegen, haben Forscher der Uni Regensburg ein »Gegenmittel« namens »Streusand« entwickelt. Zu den technischen Einzelheiten vgl. Meldung auf golem.de vom 23. Februar 2011.

Dokumente:

Institutionen:

[IUM/eg]

Permanenter Link zu dieser News Nr. 4157:

https://www.urheberrecht.org/news/4157/


Zurück zur Liste


Der kostenlose Service unserer Online-Redaktion.

Das IUM dokumentiert die politischen und rechtlichen Entwicklungen aus dem Bereich des Urheber- und Medienrechts und gibt einen tagesaktuellen Newsletter heraus. Dieser informiert über neue Gerichtsentscheidungen und laufende Gesetzgebungsverfahren und ist dabei dem Gebot strikter Neutralität verpflichtet. Fördermitglieder erhalten den Newsletter vorab per E-Mail. Sein Inhalt wird hier dokumentiert.

Hier können Sie sich für den IUM Newsletter anmelden!

Gerne schicken wir Ihnen auch alle aktuellen Informationen per Mail.