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20.06.2002; 19:03 Uhr
KEK hat möglicherweise Einwände gegen Einstieg von Springer und Bauer bei KirchMedia
Bereits vorherrschende Stellung im Printbereich - "Könnte echte Gefährdung sein"

Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hat möglicherweise Einwände gegen einen Einstieg des Springer- und des Bauer-Verlages bei der angeschlagenen KirchMedia KG. Der Vorsitzende der KEK, Peter Mailänder, wies am 20.6.2002 in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) darauf hin, dass Springer die höchste Auflage bei Tageszeitungen habe. Der Bauer-Verlag sei der größte deutsche Anbieter von Programmzeitschriften. Mailänder meinte, vor diesem Hintergrund müsse man bei den Plänen der beiden Unternehmen, sich im Fernsehbereich zu engagieren, "hellhörig werden". Vor allem Programmzeitschriften beeinflussten die Zuschauer in ihren Fernsehgewohnheiten und könnten deshalb auch beim Versuch einer Meinungsbeeinflussung eine Rolle spielen. Ein Einstieg der Verlage bei der KirchMedia KG, deren Sender einen Zuschaueranteil von etwa 28 Prozent erreichten, könnte deshalb eine "echte Gefährdung" sein. Mailänder wies gegenüber der dpa darauf hin, dass der neue Rundfunkstaatsvertrag (RfStV) die Grenze für vorherrschende Meinungsmacht bereits bei 25 Prozent ansetze.

Die Verlage Springer und Bauer haben sich bereit erklärt, bei der mehrheitlichen Übernahme der KirchMedia KG durch mehrere Unternehmen eine führende Rolle zu übernehmen. Die beiden Verlagshäuser prüfen zur Zeit die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, das mit den Hauptbereichen FreeTV und Rechtehandel das Kerngeschäft der Kirch-Gruppe beinhaltet. Ähnliche Pläne hat die Commerzbank angekündigt, die gemeinsam mit der Essener WAZ-Gruppe und dem US-Filmstudio Columbia Tristar ein entsprechendes Konsortium gegründet hat. Die KirchMedia KG hält Mehrheitsbeteiligungen unter anderem an der ProSiebenSat.1 Media AG mit den Sendern SAT.1, ProSieben, Kabel1, N24, am DSF, dem Filmrechtehändler Tauruslizenz und den Sportverwertern ISPR und KirchSport. Bei der KirchMedia KG sind rund 6500 der etwa 9500 Mitarbeiter der Kirch-Gruppe beschäftigt. Der Konzernteil musste Anfang April 2002 wegen Schulden von zuletzt rund 1,9 Milliarden Euro Insolvenz anmelden. Die Verbindlichkeiten der Kirch-Gruppe insgesamt belaufen sich nach eigenen Angaben auf etwa 6,5 Milliarden Euro. Hauptgläubiger sind neben der halbstaatlichen Bayerischen Landesbank die HypoVereinsbank, die Commerzbank und die DZ Bank.

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[IUM/jz]

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