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11.10.2001; 16:00 Uhr
Fußball-WM könnte für ARD und ZDF teuer werden
Kirch kann 250 Mio. DM auch bei Nichtteilnahme Deutschlands verlangen

Die Fußball-WM 2002 könnte für ARD und ZDF ein teures Vergnügen werden. Nach einem Bericht der Leipziger Volkszeitung vom 11.10.2001 werden die 250 Millionen Mark für die Senderechte der WM auch dann fällig, wenn die deutsche Nationalmannschaft bereits in der Qualifikationsrunde ausscheiden sollte. "Ein Scheitern der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation hätte keine Auswirkungen auf den Preis der Übertragungsrechte", zitiert das Blatt ARD-Sprecher Rüdiger Oppers. Der Vertrag mit der Kirch-Gruppe enthalte keine Klausel für den Fall, dass das Team von Nationaltrainer Rudi Völler vorzeitig aus der WM ausscheide. Das Münchner Medienunternehmen sieht nach dem Bericht keinen Anlass, an der Vereinbarung mit ARD und ZDF nachträglich etwas zu ändern. Das solle auch dann gelten, wenn die deutsche Elf im November bei den Relegationsspielen gegen die Ukraine ihre letzte Chance versäume, doch noch an dem Turnier teilzunehmen. Ein Sprecher der Kirch-Gruppe, Hartmut Schultz, betonte gegenüber der Zeitung: "Der Vertrag ist geschlossen - unabhängig davon, welche Mannschaften teilnehmen."

Wie die Leipziger Volkszeitung weiter berichtet, hätte die ARD nach eigenen Angaben lieber erst nach den Qualifikationsspielen über die Senderechte verhandelt. Die Kirch-Gruppe habe aber auf frühen Verhandlungen bestanden, man habe keinen Spielraum gehabt. Oppers zeigte sich gegenüber dem Blatt zuversichtlich, dass die deutsche Mannschaft die Qualifikation doch noch schaffen werde. "Wir halten es mit der köllschen Weisheit: Et hätt' noch immer jot jejangen", zitiert die Zeitung den ARD-Sprecher. Die Welt werde im Übrigen auch dann nicht untergehen, falls die Nationalelf nicht teilnehmen werde. Die Fußball-WM 1998 in Frankreich habe gezeigt, dass auch dann mit großem Interesse der deutschen Fernsehzuschauer zu rechnen sei. Auch 1998 war die deutsche Mannschaft recht früh aus dem Turnier ausgeschieden.

ARD und ZDF hatten sich Anfang Mai 2001 nach über einjährigen Verhandlungen mit der Kirch-Gruppe über die Übertragungsrechte an der WM 2002 geeinigt. Die Öffentlich-rechtlichen zahlen danach für 25 Spiele des Turniers, das in Südkorea und Japan stattfindet, rund 250 Millionen Mark. Für die WM 2006, die in Deutschland ausgerichtet wird, haben ARD und ZDF nur eine Option erhalten. Die Kirch-Gruppe hatte die Fernsehrechte für die WM 2002 und 2006 bereits 1996 für 1,7 Milliarden DM von der Weltfußballvereinigiung (FIFA) erworben. Erfolgreich weiterverkauft hatte das Münchner Medienunternehmen die Rechte vor der Einigung mit ARD und ZDF nur in Spanien, wo der Pay-TV-Sender Via Digital für die Lizenzen 300 Millionen Mark zahlte. In Frankreich haben die frei empfangbaren Rundfunksender die Preisvorstellungen der Kirch-Gruppe bisher als überzogen zurückgewiesen. Wegen der Entscheidung Großbritanniens, dass alle Spiele der WM im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt werden müssten, hat die Kirch-Gruppe Klage zum EuGH erhoben.

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