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02.04.2012; 18:15 Uhr
Französische »Hadopi« verkündet deutlichen Rückgang von unerlaubten Musik- und Filmdownloads
Umsätze der Musik- und Filmindustrie schrumpfen trotzdem

Frankreichs Internet-Kontrollbehörde »Hadopi« verkündet in einem aktuellen Report (pdf-Datei) Erfolge im Kampf gegen Urheberrechtsverstöße im Internet. Seit dem Versand der ersten Warnhinweise im Oktober 2010 zeige sich ein klarer Abwärtstrend bei illegalen Peer-to-Peer-Downloads. Je nach Messmethode soll die Nutzung von P2P-Netzwerken in Frankreich im Jahr 2011 zwischen 17 und 66 Prozent zurückgegangen sein. 95 Prozent der Nutzer, die zwischen Oktober 2010 und Dezember 2011 eine erste Mahnung erhalten haben, seien danach nicht mehr auffällig geworden. Bei der dritten und letzten Mahnung vor der nach dem »Three-Strikes«-Modell vorgesehenen möglichen Beantragung einer Internetsperre liege die Quote sogar bei 98 Prozent. Während die Umsätze im digitalen Bereich von Video-On-Demand und Musikdownloads ein Plus von 50 bzw. 18 Prozent verzeichnen, leiden Musik- und Filmindustrie ähnlich wie die Buchbranche jedoch weiterhin an den starken Einbrüchen beim Verkauf physischer Datenträger.

Kritiker des französischen Modells verweisen auf einen parallelen Anstieg der Nutzung von Streaming-Seiten und Sharehostern, so »Heise Online«. Einer Gegenrechnung des Figaro zufolge müsste einem Rückgang von P2P-Nutzern in Frankreich 2011 von 4,5 Millionen auf 3 Millionen die Zunahme der Besucher von Streaming-Seiten von 6,5 Millionen auf 8,3 Millionen gegenüberstehen. Die Zahlen überschneiden sich laut Figaro im Oktober 2010, als die französische Internet-Kontrollbehörde ihre ersten Warnungen versandt hatte. Die »Hadopi« erklärt hingegen, »es gibt für eine Verschiebung in Richtung Streaming oder One-Click-Hoster keine Anzeichen«.

Nach Ansicht anderer Kritiker soll die Veröffentlichung des Reports zum jetzigen Zeitpunkt vor allem Wahlkampfzwecke von Präsident Nikolas Sarkozy verfolgen. Die Darstellungen der »Hadopi« sollen auch den zunehmenden Einsatz von Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechniken beim Filesharing nicht beachten.  

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