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12.11.2002; 17:27 Uhr
USA: Nachahmer von MTVs umstrittener "Jackass"-Serie zündet sich selbst an
Jugendliche wollten Filmaufnahmen verkaufen - Verbrennungen ersten Grades

In den USA hat sich nach Polizeiangaben ein 15jähriger Jugendlicher schwere Verbrennungen bei dem Versuch zugezogen, einen Stunt aus der umstrittenen MTV-Serie "MTV Jackass" nachzuspielen. Der Jugendliche aus einem Vorort von Seattle habe sein Hemd mit Reinigungsalkohol getränkt und angezündet, berichteten die Behörden. Seine Freunde hätten den Versuch mit einer Videokamera gefilmt, um die Aufnahmen an einen Fernsehsender zu verkaufen. Bei der anschließenden Verpuffung habe sich der 15jährige Verbrennungen ersten Grades am Gesicht und am Oberkörper zugezogen. Weil er anschließend gegenüber der Polizei behauptete, von einem Unbekannten in Brand gesteckt worden zu sein, droht dem Schüler nun außerdem ein Strafverfahren wegen Irreführung der Sicherheitsbehörden. Der Vorfall ist nicht der erste dieser Art in den USA. Bereits im Jahr 2001 musste sich ein Jugendlicher wegen Verbrennungen im Krankenhaus behandeln lassen, nachdem er versucht hatte, eine Sendung von "MTV Jackass" nachzuspielen. Dort war der in einem feuerfesten Anzug verpackte "MTV-Jackass"-Star Johnny Knoxville in Brand gesteckt und als "menschlicher Grill" zum Steakbraten benutzt worden.

MTV Deutschland hat wegen seiner Sendungen "MTV Freak Show" und "MTV Jackass" in der Vergangenheit bereits mehrmals Schwierigkeiten mit der zuständigen Bayerischen Landesanstalt für Neue Medien (BLM) bekommen. Die Medienwächter hatten dem Sender im Juni 2002 wegen "offensichtlicher schwerer Jugendgefährdung" die nochmalige Ausstrahlung von sechs Folgen der "MTV Freak Show" untersagt, in der die Darsteller sich bei halsbrecherischen Kunststücken erheblichen Gefahren für Leib und Leben aussetzen. Außerdem hatte die BLM für weitere Folgen der Sendung eine Sendezeitbeschränkung auf die Zeit nach 23 Uhr ausgesprochen. Die Sendezeitbeschränkung wurde Ende August 2002 auch vom Verwaltungsgericht München (VG) bestätigt. Aufgehoben wurde allerdings das Sendeverbot für die bereits ausgestrahlten Folgen. Die BLM hat soweit Berufung zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (BayVerwGH) eingelegt. MTV drohen wegen der "Freak Show" möglicherweise auch strafrechtliche Konsequenzen. Gegen die Verantwortlichen läuft nach Angaben der BLM ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht München I.

Die Gemeinsame Stelle Jugendschutz und Programm (GSJP) der Landesmedienanstalten hatte bereits Mitte Juni 2002 bei den MTV-Sendungen "MTV Freak Show" und "MTV Jackass" Jugendschutzverstöße festgestellt. Nach Darstellung der GSJP werden vor allem in der "MTV Freak Show" für Jugendliche Anreize für Verhaltensweisen gegeben, die schwere körperliche Beeinträchtigungen zur Folge haben können. Die einzelnen gezeigten Szenen wiesen große Alltagsnähe auf und verharmlosten durchgehend die möglichen Folgen riskanter "Mutproben" und Selbstverletzungen. Gefährlich sei vor allem das gebotene "hohe Nachahmungspotential" der Sendungen. MTV wirbt für die "Freak Show" in seinem Internetangebot damit, es handele sich um "Irrsinn in seiner reinsten Form". Bei der Sendung gehe es "endlich mal wieder so richtig ab im deutschen Fernsehen". Zu der ähnlichen, in den US produzierten Serie "MTV Jackass" schreibt der Sender, wo andere Shows ausblendeten, "fängt MTV Jackass erst an". Die Internetseiten enthalten allerdings die ausdrückliche Warnung, die Shows zeigten Stunts "von Profis und/oder totalen Idioten", die "unter Einhaltung von strengen Sicherheitsbestimmungen durchgeführt wurden". Zuschauer sollten die dargestellten Szenen nicht nachahmen. Das diese Warnungen offensichtlich nicht ausreichen, zeigen die Warnhinweise, die seit einiger Zeit in "MTV Jackass" eingeblendet werden. Dort werden die Zuschauer beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass die gezeigten Stunts nicht im öffentlichen Straßenverkehr, sondern auf abgesperrten Straßen gedreht werden.

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