Der Verlag des französischen Bestsellerautors Michel Houellebecq, Flammarion, will rechtliche Schritte gegen den Blogger und Juristen Florent Gallaire und einige weitere Blogger einleiten. Ein Journalist hatte nach Erscheinen des mit dem »Prix Goncourt« ausgezeichneten neuen Romans »La carte et le territoire« aufgedeckt, dass Passagen des Buches aus mindestens drei »Wikipedia« Einträgen abgeschrieben waren, unter anderem aus einem Beitrag über die französische Stadt Beauvais. Eine Nennung der Autoren erfolgte nicht. Gallaire folgerte aus dem Plagiatsfall, dass das Buch unter derselben »Creative Commons«-Lizenz verfügbar gemacht werden müsse, wie die »Wikipedia«-Einträge, nämlich unter der »CC-BY-SA«-Lizenz, die eine freie Weitergabe unter Nennung des Autors zulässt. Denn bei »La carte et le territoire« handele es sich um ein von den Artikeln abgeleitetes Werk. Der französische Literat selbst bestreitet nicht, dass er sich bei »Wikipedia« bedient hat.

In Deutschland gab es Anfang des Jahres viel Aufsehen um den Fall Helene Hegemann (vgl. Meldung vom 8. Februar 2010), der in den Feuilletons eine Debatte um materialbezogene Gestaltungsformen wie Collage und Montage auslöste. Auch Houellebecq, der seine Technik als »Patchwork« bezeichnet, beruft sich auf Instanzen der Literaturgeschichte, wie Jorge Louis Borges, die nicht-literarische Exzerpte in ihren Romanen verwendeten.

Dokumente:

• Meldung in »Vasistas?« vom 29. November 2010
• CC-Lizenz BY-SA
• Argumentation von Gallaire
• Interview mit Houellebecq

Institutionen:

• Éditions Flammarion