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29.02.2008; 11:17 Uhr
»ZDF und ARD brauchen Werbung«
Schächter: Anderenfalls drohen höhere Rundfunkgebühren und Abhängigkeit der Sender von Politik wächst

»Der öffentlich-rechtliche Rundfunk braucht die Einnahmen aus Werbung und Sponsoring«. Mit diesen Worten fasste der ZDF-Intendant Markus Schächter am 29.2.2008 seine ablehnende Haltung gegen den in der letzten Zeit wiederholt geforderten Werbeverzicht zu Gunsten der privaten Fernsehanbieter zusammen (siehe hierzu die letzten Meldungen vom 13.2. und 30.1.2008). Eines der Hauptargumente sei, dass andernfalls die Rundfunkgebühren um 1,42 EUR steigen würden, um die Einnahmeverluste auszugleichen. Insofern würde Werbung und Sponsoring zur Sozialverträglichkeit der Gebührenhöhe beitragen. Außerdem stärkten kommerzielle Einnahmequellen die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, da sie sonst noch mehr als bisher von »unberechenbaren, politischen Umständen« abhängig seien und somit »ein Stück ihrer finanziellen und publizistischen Unabhängigkeit und Staatsferne« verlören. Schließlich würden sie die finanziellen Grundlagen einbüßen, um bei dem Kauf von Übertragungsrechten an Großsportereignissen überhaupt mitbieten zu können.

Vor allem die Werbewirtschaft trete dafür ein, die Werbemöglichkeiten bei ZDF und ARD beizubehalten. Anderenfalls drohte eine vollständige Monopolisierung von Werbung und Sponsoring bei privat-kommerziellen Anbietern, was wiederum Wettbewerbsverzerrungen und Preiserhöhungen befürchten lasse. Somit sicherten nach Ansicht Schächters die Öffentlich-Rechtlichen ein Minimum an Wettbewerb auf dem Fernsehwerbemarkt. Im Übrigen seien die privaten Senderfamilien nicht auf die Werbeeinnahmen der öffentlich-rechtlichen Sender angewiesen, weil sie sich derzeit verstärkt neue Einnahmequellen erschlössen, als Beispiele nannte Schächter Grundverschlüsselungsbestrebungen, Pay-Angebote oder Aktivitäten im Bereich des »Transaktionsfernsehens«, also Teleshopping oder Telefonmehrwertdienste. Ferner sei der Fernsehwerbemarkt gar nicht rückläufig und den Privaten ginge es wirtschaftlich hervorragend. Letztendlich sei auch der »Nettonutzen der Zuschauer« gering, da diese Umfragen zufolge nicht nicht gegen Werbung an sich seien, sondern sich nur gegen das Übermaß an Werbung, insbesondere Unterbrecherwerbung oder, Splitscreenwerbung aussprechen würden. Eine Reaktion der Privaten auf diesen »Rundumschlag« Schächters wird sicherlich nicht auf sich warten lassen.

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